Tänzerin oder Sängerin wäre sie gerne geworden, oder Friseurin, was mit Kindern… Eine der renommiertesten Charakterdarstellerinnen des deutschen und internationalen Kinos wurde Barbara Sukowa fast zufällig, eher auf Drängen anderer, als auf eigene Initiative. Die ersten großen Rollen bekam sie von Fassbinder, der sie von der Theaterbühne holte, als Mieze in Berlin Alexanderplatz und als Hure und Heilige in Lola. Dann übernahm Margarethe von Trotta, gab ihr die großen historischen Rollen, die Terroristin in Die bleierne Zeit, die Revolutionärin Rosa Luxemburg, die Benediktiner-Äbtissin und Wissenschaftlerin in Vision – Das Leben der Hildegard von Bingen, die Polit-Philosophin Hannah Arendt. Ohne einander wäre das Werk der beiden nicht denkbar. Immer wieder hat Sukowa widerständige und risikofreudige Frauen gespielt und damit das Bild der Frau im Kino verändert und geprägt, von Deutschland ausgehend auch international, bis heute, in Filmen und Serien wie Wir beide von Filippo Meneghetti oder 12 Monkeys.
In ihrer Rollenwahl ist Barbara Sukowa wählerisch und bedacht, denn nur, wenn sie der Regisseurin, dem Regisseur völlig vertraut, kann sie viel wagen und alles geben. „Schauspielen, das kann jeder“, sagt sie, „das ist ganz intuitiv und kreatürlich.“ Doch so wie sie das macht, ist es ganz große Kunst, sagen die, die mit ihr gearbeitet haben. Barbara Sukowa ist Filmikone und Vorbild für selbstbestimmtes Leben, gerade auch im Alter. Auch mit über siebzig Jahren wirkt sie mädchenhaft, dabei aber keineswegs jugendbesessen, sondern vor allem neugierig, wachsam, risikofreudig.
Anke Sterneborg und Irene Höfer
Medea Film Factory
NDR
Arte
Erstausstrahlung auf Arte 18.12.2024
Hofer Filmfest 2024