Schriftstellerin, Juristin, Verfassungsrichterin: Juli Zeh gehört zu den markantesten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 35 Sprachen, sie steht regelmäßig auf den Bestsellerlisten und meldet sich immer wieder auch politisch zu Wort. Die gebürtige Bonnerin lebt mit ihrer Familie in einem brandenburgischen Dorf und mischt sich von dort aus in die politischen Debatten der Republik ein. Ihr literarisches und gesellschaftliches Engagement machen sie zu einer Ausnahmefigur – klar in der Analyse und unabhängig im Urteil. Ihre Romane greifen zentrale Fragen unserer Gegenwart auf: Corpus Delicti erzählt von einer Gesundheitsdiktatur, Unterleuten von der Kollision zwischen Stadt und Land, Zwischen Welten von einem Versuch, trotz aller Gegensätze im Gespräch zu bleiben.
Der Film „Juli Zeh – Vom Schreiben und Streiten“ zeigt eine Autorin, die sich einmischt. Ein Jahr lang begleitet der Film Juli Zeh zu Talkshowdiskussionen mit Ingo Zamperoni und Philipp Amthor, auf die Bühne mit Olaf Scholz, ins Brandenburgische Landesverfassungsgericht und in den Austausch mit Schriftstellerkollegen wie Simon Urban, Ilija Trojanow und Jan Weiler. Zeh spricht über Meinungsfreiheit, gesellschaftliche Spaltung, die Rolle der Medien – und über ihre Überzeugung, dass demokratischer Streit nur gelingt, wenn man Widersprüche aushält. Mit aufwändig animierten Graphic-Novel-Sequenzen und Ausschnitten der Romanverfilmung Unterleuten zeichnet der Film das Porträt einer streitbaren Intellektuellen. Und eine Einladung, sich nicht aus dem Diskurs zu verabschieden – sondern ihn mitzugestalten.
Aaron Thiesen
Medea Film Factory
NDR
Arte