Wer weiß schon, dass die berühmte Quadriga auf dem Brandenburger Tor 1806 von Napoleon geraubt wurde? Und dass, als sie schließlich doch nach Berlin zurückkehrte, aus dem Symbol des Friedens ein Siegesdenkmal wurde?
Mit der Kunsthistorikern Bénédicte Savoy folgt der Film den Ereignissen, die zu diesem Bedeutungswandel geführt haben. Wie kam es dazu, dass die Schöpfung von Johann Gottfried Schadow als Kriegstrophäe erst von Berlin nach Paris geschafft wird, dann aber im Depot vergessen wird? Dabei wäre sie beinahe für immer in Paris geblieben! Bénédicte Savoy hat Unterlagen über diese bisher wenig beachtete Episode entdeckt und enthüllt Erstaunliches über das Exil des Berliner Gespanns.
Erst in dieser Zeit der unfreiwilligen Abwesenheit wurde aus dem Kunstwerk ein Symbol für Preußen und für den Sieg über Frankreich. Das Brandenburger Tor verwandelte sich in einen Hotspot deutscher Geschichte. Immer wieder steht das Pferdegespann im Brennpunkt, als Diebesgut, als Kulisse für kaiserliche Paraden und Nazi-Aufmärsche, als Zankapfel zwischen DDR und West-Berlin, als Symbol im Kalten Krieg und im Wiedervereinigungstaumel. Aber ist die Quadriga, ist das Brandenburger Tor deshalb ein Nationalsymbol?
Aus den Katakomben des Berliner Kreuzbergs wird die Gipskopie der Quadriga geborgen, die kurz vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Nur dank dieser Abformung gibt es heute eine „neue“ Quadriga auf dem Tor. Der Film begleitet die Mitarbeiter der Gipsformerei bei der Restaurierung des Gespanns in den Räumen des Deutschen Bundestags.
Johannes Fellmann, Jochen von Grumbkow und Grit Lederer
Medea Film Factory
ZDF
ARTE
Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH
Erstausstrahlung, 26.03.2023, arte