Ägyptens prominentestes Kunstwerk ist gleichzeitig Deutschlands bekannteste Museumsikone: die Büste der Königin Nofretete im Ägyptischen Museum in Berlin. Wie blicken die Ägypterinnen und Ägypter heute auf dieses Kulturerbe?
1912 hatte der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt das Bildnis entdeckt und sofort nach Berlin gebracht. In Ägypten selbst war es bis heute nie zu sehen. Ist Nofretete zu Recht nach Deutschland gelangt? Formal scheint alles klar: Die Aufteilung der Funde erfolgte streng nach Gesetz. Darauf stützt sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Aber es gibt Zweifel. Welche Rolle spielte der koloniale Kontext? Oder wurde sogar absichtlich gegen geltende Gesetze verstoßen?
Der Film begleitet die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die sich intensiv mit der Fundteilung und dem deutsch-französischen Streit um die begehrte Büste beschäftigt hat. In Pariser Archiven rekonstruiert sie das jahrelange Tauziehen. Darüber hinaus interessiert sich Savoy besonders für die Prozesse der kulturellen Aneignung, die bis in die moderne Popkultur reichen.
Neben die deutsche Perspektive stellt der Film die ägyptischen Stimmen, die von der Abwesenheit der Büste erzählen und vom Stellenwert der pharaonischen Kunst in der modernen ägyptischen Gesellschaft. Wie hat sich in Ägypten der Blick auf Zeugnisse der altägyptischen Kultur durch deren Abwesenheit verändert?
Die Diskussion um die Ikone der Weltkultur dauert an. Wer bestimmt, wie mit ihr heute umgegangen wird? Welche Perspektiven gibt es für die Zukunft – von Shared Heritage bis zu einer digitalen Weltkultur?
Johannes Fellmann, Jochen von Grumbkow und Grit Lederer
Medea Film Factory
ZDF
ARTE
Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH
Erstausstrahlung, 19.03.2023, arte